Damit qualitativ Forschende sich zusammenfinden und zwar nicht mühsam, hat Oliver Zetsche aus Leipzig das Netzwerkportal Qualitative Sozialforschung gegründet. Hier erhält der geneigte Forschende einen Überblick über gängige Methoden, Veranstaltungen und Call for Papers, kann sich mit anderen Leidensgenoss*innen vernetzen und ein Forum zum diskutieren nutzen. Als Leipziger wünschen wir dem Oliver natürlich gutes Gelingen. Vielleicht kooperieren wir eines Tages und reißen gemeinsam die qsf-Weltherrschaft an uns und holen sie nach Leipzig. Ha!
Tag: Qualitative
Qualitative Reading
Liebe Leute, folgende Seite zum Qualitative Reading ist bisher völlig an uns vorbeigerauscht: http://qual-reading.wikispaces.com/Articles. Hier begegnet euch eine sehr umfangreiche Übersicht zu Artikeln, Büchern und Beiträgen aus dem Bereich der Qualitativen Forschung und dem Einsatz von Werkzeugen darin. Die Seite ist sehr umfangreich und auch sehr zu empfehlen. Die Autoren des Wikis unterteilen u.a. auch in positive und skeptische Beiträge sowie in Reaktionen auf skeptische Beiträge zum Werkzeugeinsatz in der qualitativen Sozialforschung.
EndNote mit Endnote 6, Setzen
Berufswegen stehe ich gerade vor der Aufgabe, mich in EndNote einarbeiten zu müssen. Im Projekt soll EndNote die Literaturverwaltung unserer Wahl sein, es wird von allen im Projekt beteiligten Unis unter einer Campsulizenz den Mitarbeitenden und Studierenden kostenlos zur Verfügung gestellt und wie ich bei meiner Recherche zu EndNote festgestellt habe, ist es “einer der Marktführer unter den professionellen Literaturmanagement-Programmen weltweit” (Quelle: FU-Berlin). Die Aussage zur Marktführerschaft kann ich nach einem Tag der EndNote-Nutzung überhaupt nicht nachvollziehen, ebensowenig die Tatsache, dass wahrscheinlich unzählige Unis weltweit sich diese Software für viel Geld von Thomson Reuters (das sind die vom Web of Science) lizensieren lassen. Thomson Reuters, genau die, denen unser Wissen besonders am Herzen liegt. Aber bevor das hier noch zur Systemkritik ausartet, soll lieber eine kleine Begründung für meinen heute frisch aufgestauten Frust folgen.
Veraltetes Interface
Ich nutze EndNote in der Version X7.4. Was mir als erstes auffiel, war die altbacken wirkende Nutzerschnittstelle. Das stört mich zwar nicht sonderlich, aber wenn ich für eine Software viel Geld auf den Tisch lege, dann erwarte ich auch eine vernünftige und aktuelle Nutzerschnittstelle.
Wo schreib ich jetzt meine Exzerpte hin?
Das nächste irritierende Moment kam dann, als ich versuchte, Exzerpte anzulegen. Die Frage ist nämlich, wo mach ich das bloß? Öffne ich einen Quelleneintrag, dann habe ich zwar alle möglichen Felder, aber eins für Exzerpt, Review oder dergleichen finde ich nicht.
PDFs werden doppelt abgelegt?
Der nächste Frustmoment folgte, als ich versuchte meine Quellen mit den jeweiligen PDF-Dateien zu verknüpfen. Ich habe es bisher immer so gehalten, meine sämtliche Literatur (meistens halt PDF-Dateien) in einen Ordner zu packen und die einzelnen Dateien im Namensformat NAME_YEAR_TITEL.pdf abzulegen. So kann man auch ohne Literaturverwaltung fix nach einem Dokument suchen. Als ich nun einige Quellen angelegt habe und die Zuordnung der PDFs in EndNote durchgeführt habe, passiert nun folgendes. EndNote legt einen separaten DatenOrdner an und speichert die Dateien dort ein zweites Mal ab und zwar jedes einzelne PDF in einem separaten Ordner. Wieso macht EndNote das und wieso tut es das, ohne mich zu fragen? Das finde ich echt verwirrend.
PDF Auto Import Folder
Unter den Einstellungen fand ich dann folgende Option: PDF Auto Import Folder. Das klang interessant, ohne das eine Erklärung im Programm angegeben wäre, dachte ich, wenn ich dort ein PDF ablege, wird das von EndNote erfasst und das Programm weisst mich vielleicht auf eine neue Literaturquelle hin, so oder so ähnlich. Aber irgendwie hat EndNote das wieder verbockt oder ich habs einfach falsch verstanden: es hat meinen Literaturordner durchsucht und alle Quellen angelegt – soweit so gut. Allerdings hatte ich diese Quellen alle bereits in EndNote angelegt bzw. vorher importiert. Außerdem waren die Quellen so eingefügt, dass das einzige Datum in dem Titel bestand, der 1:1 aus dem Dateinamen generiert wurde. Wieso macht EndNote das? Und wieso führt es mich in diesem Vorgang nicht wenigstens noch einen Schritt weiter, damit ich Duplikate löschen kann oder sonst wie Fehler manuell beheben kann?
Und überhaupt Keywords – Term List?
Die nächste Entäuschung kam dann, als ich versucht habe über Keywords eine gewisse Systematik in meine Quellen zu bekommen. Ich kenne das bisher aus den beiden anderen Literaturverwaltungsprogrammen, die ich bisher genutzt habe (JabRef, Citavi). Dort ist die Verwaltung von Keywords relativ intuitiv gelöst. Das kann ich von EndNote allerdings nicht behaupten. Ich kann zwar Keywords in den einzelnen Quellen vergeben und eine Term List anlegen, aber was kann diese Term List? Das erschließt sich mir nicht sofort und irgendwie hätte ich da als privater Nutzer, der EndNote vielleicht gerade testet, auch keine Lust mehr. Hier an der Stelle würde ich das Programm zur Seite legen und mich doch eher einer der freien Alternativen zur Literaturverwaltung hinwenden oder wenigstens Citavi, dessen Nutzung ich ebenso empfehlen kann.
Fazit
Werkzeuge zur Literaturverwaltung sollten einfach zu nutzen sein. EndNote ist dies nicht und auch nicht fehlerfrei, mir sind einfach zu schnell zu viele Fehler aufgefallen. Ergo, lasst die Finger von EndNote und kauft euch mit dem gesparten Geld lieber ein Eis oder mal wieder vernünftige Drogen.
Auf http://www.referenceworld.com/sage/socialscience/samples.html (update: link tot) findet ihr einige Artikel aus der Sage Encyclopedia of Social Science Research Methods, ein Buch das neben Herrn Lewis-Beck und Herrn Futing Liao auch ein gewisser Alan Bryman herausgegeben hat, der den Methodikern unter Euch sicher was sagt. Die Seite wurde das letzte Mal im August 2014 aktualisiert. Vielleicht besteht ja trotzdem Hoffnung, dass sich noch weitere Artikel zu sozialwissenschaftlichen Methoden hinzugesellen. Der Artikel zu Triangulation zum Beispiel hat uns das Thema kurz und präzise erklärt, wir waren begeistert. Und da wir nun 2016 schreiben, wünschen wir Euch noch ein gesundes neues Jahr. Auf bald.
Book Recommendation
Liebe Leser, Benedikt Geyer hat uns heute über ein in 2016 erscheinendes Buch informiert mit dem Titel: Herausforderungen der Qualitativen Sozialforschung. Darin werden “Forschungsstrategien von Studierenden für Studierende” vorgestellt. Thematisch wird sich in dem Buch beschäftigt mit, in Sektion 1, der Planung und Umsetzung von Forschungsprozessen, in Sektion 2, dem Zugang zu sensiblen Feldern und im dritten Abschnitt des Buches wird der Umgang mit erhobenen Daten durchleuchtet. Wir möchten Benedikt an dieser Stelle für einen Hinweis auf SoSciSo danken, den er, natürlich ganz dezent, in sein Kapitel zu Transkription platziert hat. Und allen anderen wünschen wir ein frohes Fest und eine schöne Zeit.
QDA with NVivo
In der neuen Ausgabe des Online Journals Forum Qualitative Research (FQS) befindet sich ein Artikel über qualitative Datenanalyse, QDA mit NVivo: A Software-Assisted Qualitative Content Analysis of News Articles: Example and Reflections. Zitat aus dem Abstract: “This article offers a step-by-step description of how qualitative data analysis software can be used for a qualitative content analysis of newspaper articles.” Für alle, die mit NVivo bzw. inhaltsanalytisch arbeiten, sicher sehr zu empfehlen. Und ebenfalls im Abstract zu finden ist der folgende Hinweis, den wir von SoSciSo ebenfalls unterstützen und hin und wieder, gerne auch mantraartig, wiederholen: “[…] while qualitative data analysis software, such as NVivo, will not do the analysis for the researcher, it can make the analytical process more flexible, transparent and ultimately more trustworthy.“