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Mit mehreren Forschern zusammen im Team zu arbeiten, kann man ja mittlerweile zu den Standardszenarien in der qualitativen sozialwissenschaftlichen Forschung zählen. Nach kurzem Überlegen fiel uns jedenfalls kein Einzelprojekt oder Bekannte*r ein, die oder der alleine auf seinen Daten sitzt und darüber nachgrübelt. Und selber stehen wir auch gerade vor der Aufgabe, für ein Forschungsprojekt die passende QDA-Software für den Mehrnutzereinsatz zu finden. Wir haben uns dafür intensiver mit Atlas.ti und NVivo beschäftigt. MAXQDA wurde aus praktischen Gründen nicht in Erwägung gezogen, wir wollen die Software trotzdem gern in unsere Überlegungen zur Teamwork hier mit einbeziehen, da es neben den beiden anderen zu den üblichen Verdächtigen zu zählen ist.
Teamwork?
Unser Hauptaugenmerk bei der Suche nach einer passenden Software lag vor allem auf der Unterstützung der Teamarbeit. Den Beschreibungen auf den einzelnen Webseiten zufolge, sind alle 3 Programme für die Teamarbeit geeignet. In der Praxis hat sich das allerdings nicht bestätigt und wir waren doch sehr überrascht. Leider kann man in den gängigen Versionen (Atlas.ti 7, MAXQDA 12, NVivo Pro) keine echte Teamarbeit erwarten.
NVivo
Bei NVivo heißt es z.B. – und zwar hier – dass Teamwork Support in allen Versionen gegeben ist. Allerdings mussten wir dann im Test feststellen, dass man dafür die Serverversion von NVivo braucht, NVivo for Teams. Wir haben gar nicht erst danach gefragt, was das kosten würde. Eine zweite Option ist, das gemeinsame Projekt zu kopieren und danach wieder zusammenzufügen (“Merge separate projects in to one project file.”). Das geschieht dann manuell und ein Teammitglied sollte diese Aufgabe übernehmen. Hier kann man nun nicht wirklich von Teamarbeit sprechen. Außerdem ist uns aufgefallen, dass NVivo sämtliches Datenmaterial in einer Projektdatei ablegt. Das führte bei uns dazu, dass nach kurzer Zeit die Projektdatei auf über 150 MB angewachsen ist. Die Nutzung eines gemeinsamen Datenlaufwerks bzw. das Speichern in der Cloud wird damit ebenfalls, wie wir finden, unnötigerweise erschwert bzw. gänzlich unmöglich gemacht. Wir hatten zu dem Zeitpunkt bei weitem noch nicht alle Daten hinzugefügt und eine Datei von 500 MB Größe und mehr möchte man ungern nach jedem Speichern auf das Projektlaufwerk hochladen.
Atlas.ti
Atlas.ti wieder rühmt sich auf der Webseite mit “Every installation of ATLAS.ti 7 is always fully teamwork enabled.” Das soll wahrscheinlich ein Verweis auf die NVivo Starter Version sein, in der es nicht möglich ist, Projekte zusammenzufügen. Doch nach einiger Recherche stößt man auch hier wieder auf das Ergebnis, dass Teamarbeit nicht wirklich unterstützt wird. Auf Seite 102 ff des Manuals wird zwar ausführlich erklärt, welche Szenarien der Projektarbeit man unterscheiden kann. Die Lösungen dafür sind allerdings ausschließlich in den Arbeitsprozessen des Nutzers zu finden, von Seiten der Software gibt es relativ wenig Unterstützung. Man kann verschiedene Nutzer anlegen und die Projekte zu einem ganzen zusammenfügen, die parallele Arbeit an einem Projekt ist allerdings auch hier defacto nicht möglich.
MAXQDA
MAXQDA haben wir diesbezüglich gar nicht erst getestet, was praktische Gründe hatte. Für diesen Artikel haben wir uns trotzdem angeschaut, was dazu auf den Seiten des Herstellers zu Teamwork zu finden war. Und auch hier steht geschrieben: “MAXQDA is not a multi-user program. Simultaneous use of the same project file at the same time is not possible. Various people cannot make changes to the same file at the same time.” Somit auch hier, keine wirkliche Teamfunktionalität.
Das Fazit aus unser kleinen Recherche zu Teamarbeit ist etwas ernüchternd. Wir sind tatsächlich davon ausgegangen, dass dies heute zum Standard zu zählen wäre, gemeinsam und vor allem parallel an einem Projekt arbeiten zu können. Die Hersteller bieten zwar alle möglichen Funktionen bezüglich Abfragen, Mixed Methods und Textanalyse an – die in der Praxis wahrscheinlich eh kaum eine*r nutzen wird, die wesentliche Aufgabe der Teamarbeit wurde darüber anscheinend vergessen. Irgendwie unverständlich.