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QMIW 2013 – short conclusions

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Am 23. September 2013 wurde in Leipzig erstmalig ein Methodentreffen zu qualitativen Methoden in Informatik und Wirtschaftswissenschaften abgehalten (QMIW 2013). Das Treffen war von unserer Seite aus betrachtet ein Erfolg. Für den praktischen Teil konnten wir immerhin zwei Anbieter von qualitativer Datenanalyse-Software gewinnen, einen Workshop abzuhalten. Das Interesse war seitens der Anbieter recht groß (insgesamt 6 geplante Workshops), jedoch fehlte es uns noch ein wenig an Aufmerksamkeit beim Zielpublikum. Denn die Bedeutung qualitativer Methoden in den Wirtschaftswissenschaften und vor allem in der Informatik ist doch noch relativ gering, auch wenn jetzt sicherlich der ein oder andere Wirtschaftswissenschaftler für seinen Bereich etwas anderes behaupten möchte. Unser Empfinden ist, dass in den Wirtschaftswissenschaften die quantitativen Methoden überwiegen. Eine Einführung in Statistik und bspw. SPSS erhält (fast) jeder angehende WiWi, während Einführungen in die qualitative Sozialforschung erst in letzter Zeit angeboten werden. Der konkrete Methodeneinsatz wird allerdings auch hier eher selten behandelt.

Wirkliche Erkenntnis für SoSciSo erwuchs jedoch aus dem Symposium, welches im Anschluss an die Workshops stattfand. Frau Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr sowie Prof. Dr. Günter L. Huber referierten zum Thema “Der Einfluss von Software zur qualitativen Datenanalyse auf die Ergebnisse des Forschungsprozesses”. Frau Wohlrab-Sahr nahm dabei eine kritische Position zum Softwareeinsatz im Rahmen rekonstruktiver Forschung ein. Die momentane auf dem Markt verfügbare Software unterstützt wenige der benötigten Funktionen, beschränkt sich eher auf ein Dasein als Software zum Forschungsdatenmanagement und kann die Illusion erzeugen, dass die Software den Interpretationsleistung für den Forscher übernimmt. Herr Huber wiederum hat die Entwicklung und den Einsatz von Software in der qualitativen Analyse lange Zeit begleiten dürfen und bemängelte daraus den unreflektierten Softwareeinsatz ohne fundierte Methodenausbildung.

Die anschließende Diskussion wurde von uns als äußerst interessant empfunden. Es gab zum einen Kritik an den etablierten Herstellern, die reine wirtschaftliche Interessen verfolgen und darüber hinaus den Nutzer und seine (methodischen) Bedürfnisse etwas vernachlässigen. In Sachen qualitativer Methoden wurde in den letzten Jahren recht wenig neues entwickelt. Man ruhte sich auf der Unterstützung von Grounded Theory und teilweise der Inhaltsanalyse aus, Software wurde trotzdem weiter verkauft. Zum anderen wurde aber auch von Seiten der Wissenschaft eingeräumt, dass die Grundlagenausbildung in qualitativer Sozialforschung und ihren Methoden an den Hochschulen sich teilweise dem Softwareeinsatz entzieht, wobei sich die junge und angehende Akademikerin ihre eigene Realität schafft und dem Einsatz von Software sehr offen gegenüber steht. Dies führe dann öfters dazu, dass die Software trotz fehlender Unterstützung bestimmter Verfahren benutzt wird. Darunter leidet dann die eigentliche Methode. Der Nutzende sucht sich ‘herumspielend’ seinen Weg und verlässt mitunter den eigentlichen methodischen Pfad.

Aus der Diskussion ergaben sich für uns folgende Fragen, die wir gerne mit Euch teilen möchten. Vielleicht sind sie ja Anstoß für eigene Gedanken zu der Problematik.

(1) Brennend würden uns die Nutzungsstatistiken von QDA-Software interessieren. Welche Funktionen werden tatsächlich während der Analysearbeiten genutzt und welche sind nur schmückendes Beiwerk einer aufgeblähten Software und verleiten dazu, sich abzulenken? Aus unserer eigenen Erfahrungen können wir vermitteln, dass wir gefühlt 10-15% der Funktionalität der von uns genutzten Software tatsächlich auch nutzen.

(2) Wichtig für die Softwareanbieter ist es, in Zukunft genauer auf die methodischen Ansprüche der Nutzerinnen einzugehen. Wenn eine Software Grounded Theory unterstützt (und das tun die meisten der ‘Q’DA Softwareprogramme), dann sollte dies auch so ausgeschrieben werden. Der Begriff QDA-Software (Qualitative Data Analysis) ist hierbei etwas irreführend und hat sich leider auch über die Jahre in unserem Sprachgebrauch so eingebürgert. Es wird sicherlich schwer, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Jedoch sind die Entwickler hier klar in der Verantwortung, genau zu spezifizieren, welchen methodischen Ansatz ihre Software unterstützt und welchen nicht. Wir rufen uns hier gerade Beispiele aus der Produktandschaft in Erinnerung, wo die Hersteller genau dies spezifizieren müssen, damit eben Kinder unter 3 Jahren keine Kleinteile aus der Kinderüberraschung verschlucken und so weiter. Und falls das nicht passiert, dann sehen wir schon die erste Klagewelle heranrollen, weil die QDA Software zur rekonstruktiven Forschung eingesetzt wurde und dadurch falsche Ergebnisse herauskamen, für die nun jemand die Verantwortung tragen muss.

(3) Dieses zugegebenermaßen etwas polemische Beispiel führt uns zum nächsten Punkt, dem klassischen Problem der Dualität von Nutzer und Entwickler in Bezug auf den Technikeinsatz. Dieses Problem ist aus allen Bereichen bekannt, in denen in irgendeiner Form Technik zum Einsatz kommt (ja ja, die Atomenergie liess sich dann auch für andere Dinge nutzen, als nur fürs Heizen…). Für den Softwareeinsatz in der qualitativen Sozialforschung ergibt sich für uns hier ein recht klarer Anspruch. Ergebnisse und Nachvollziehbarkeit sollten den gleichen Kriterien und der gleichen Güte entsprechen, egal ob Software eingesetzt wurde oder nicht. Daran sollte man die Software schlussendlich messen.

(4) Schließlich sollte sich die Methodenausbildung an den Hochschulen verstärkt dem Softwareeinsatz und dadurch gleichzeitig einer kritischen Auseinandersetzung in Bezug auf deren Einfluss auf die Ergebnisse widmen. Wichtig hierbei ist es, die Software als Hilfsmittel anzusehen und den Primat der Ausbildung weiterhin auf die klassische Methodenausbildung zu legen. Erst wenn die Studierenden die Methoden beherrschen, sollten ihnen Werkzeuge zur Unterstützung an die Hand gegeben werden. Das ist in etwa so wie im Mathematikunterricht, in dem lange Zeit die Kopfrechenarten und weitere Grundlagen geübt werden, bevor überhaupt ein Taschenrechner zur Hand genommen wird.

2 replies on “QMIW 2013 – short conclusions”

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